Ansprachen auf der
Friedenskundgebung in Heidelberg am 22.03.2003
Harry Siegert (DGB):
Wir sind heute und hier zusammen gekommen, weil wir mit Trauer
und auch Zorn feststellen müssen, dass das Regime der USA mit
seinen Komplicen, spätestens vor drei Tagen,jegliches Recht,
alle Werte einer zivilisierten Welt, und nicht zuletzt alle Moral
und ethischen Wertmaßstäbe außer Kraft gesetzt
hat.
Wir verspüren Zorn und Trauer, weil wir wissen, dass zur Durchsetzung
machtpolitischer und ökonomischer Ziele, in den vergangenen
Nächten und diesen Stunden unschuldigen Menschen im Bombenhagel
von Bagdad und Basrah und an den Fronten ermordet werden.
Wir verspüren Zorn und Trauer, weil uns in diesen Tagen eine
wahrhaft finstere Perspektive aufgezwungen wird, nämlich der
Triumph über jegliche Vernunft und Humanität während
sich die wahren Feiglinge, arrogant und anmaßend in ihren
Hauptquartieren in Washington, London und Madrid verschanzen. Denn
nicht jene, die für friedliche Lösungen eintreten sind
die Feiglinge, sondern diejenigen die ein fast wehrloses Volk überfallen
!
Wir verspüren Zorn und Trauer, weil die Sprecherin der Grünen
Angelika Beer, gestern ihre Unterstützung für die Nutzung
der deutschen US- Stützpunkte für den Angriffskrieg durch
die USA bekräftigt hat. Die grüne Angelika Beer sagte
im ZDF: "Wir müssen uns heute politisch verantwortlich
verhalten, denn die Überflugrechte bedeuten die Sicherstellung
der Versorgung der Truppen", und in bedauernswerter Naivität
oder gefährlicher Dummheit fügte sie hinzu, "und
für Hilfsflüge für Flüchtlinge aus dem Irak".
Wir sagen aber nach wie vor: Von deutschem Boden darf kein Krieg
ausgehen ! Auch kein Krieg auswärtiger Mächte ! Deshalb
muss jetzt endlich auch die Frage aufgeworfen werden, was die US
amerikanischen Truppen in unserem Land eigentlich noch zu
suchen haben ? Viele Menschen in diesem Land, so auch ich, fühlen
sich durch die Militärpräsenz der USA zunehmend bedroht.
Wir verspüren Zorn und Trauer, weil die andere mit dem engelsgleichen
Namen, Angela Merkel, dem deutschen Bundeskanzler und dem französischen
Präsidenten in den Rücken fällt, um die "Arroganz
der Macht" anzubeten, anstatt sich auf das "C" im
Namen ihrer Partei zu entsinnen und dem Papst Johannes Paul II.
in Rom, sowie der katholischen und evangelische Kirche zu folgen.
Wir stimmen dem Botschafter des Vatikans bei den Vereinten Nationen,
Erzbischof Diarmuid Martin voll und ganz zu, der laut der heutigen
Ausgabe der katholischen Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und
Leben" sagte: "Wenn man Demokratie und Menschenrechte
in ein Land bringen will, dann darf man das nicht auf undemokratische
und unmenschliche Weise tun."
Wir verspüren Zorn und Trauer, weil in der aktuellen Kriegsberichterstattung
der Fernsehanstalten von senilen Generälen und alternden Stabsoffizieren
in Zivil über die Strategie des Angriffskrieges und die Technik
von Tötungsmaschinen schwadroniert wird, aber Vertreterinnen
der Friedensbewegung so gut wie nicht zu Wort kommen.
Ein adretter Journalist hat am heutigen Morgen in der ARD, zu meinem
Entsetzen, angesichts der Feuerhölle von Bagdad, wieder das
unsägliche Wort: "Kollateralschäden" gebraucht.
Wir werden schon wieder, wie im Krieg gegen Jugoslawien, betrogen
und belogen.
Wir empfinden unendliche Trauer und unbändigen Zorn, weil dort
eine von Menschen bewohnte Stadt mit Kindern, Frauen und Männern
in ein flammendes Inferno verwandelt wird! Heute sind allein in
Bagdad (wie vorhin Al Jazeera meldete) durch USA Bomben 207
zivile Einwohnerinnen getötet worden. Man kann sich die Anzahl
der Verletzten und der jetzt mit dem Tode ringenden Kinder, Frauen
und Männer nur mit Grauen vorstellen.
Ich stimme voll und ganz Walter Jens zu, der dieser Tage gesagt
hat: "Wer so handelt, wie es die von keinerlei Mitleid berührten
Politiker jetzt tun, muss, mag er sich drehen oder wenden, wie er
will, Mordgeselle genannt werden". Ich füge hinzu: Wer
diesen Mordgesellen das Wort redet und sie unterstützt, begibt
sich in ihre Gesellschaft ! Und Mordgesellen gehören vor Gericht
und verurteilt.
Dieser Zorn und diese Trauer machen aber auch stark, uns weiter
für den Frieden, für Gerechtigkeit und die wahren Menschenrechte
einzusetzen. Trauer und Wut stärkt uns gegen die Tragödie
aus Gewalt und Tyrannei aufzustehen. Es ist aber auch, trotz der
Trauer und Wut, ein festigendes Gefühl und eine Genugtuung,
das so viele Schülerinnen und Schüler, das junge Menschen
in aller Welt der Gewalt und des Kriegsterrors eine Absage erteilen.
Gestern Nachmittag bin ich von einer Reise durch die Türkei
zurück gekommen, und ich sage euch, im Gegensatz zur dortigen
Regierung, habe ich in zehn Tagen niemanden angetroffen, weder einen
Bauern noch Gewerkschafter, weder einen Geschäftsmann noch
eine Studentin, weder einen Schuhputzer noch einen Taxifahrer, der
für diesen Krieg gesprochen hätte. In Griechenland, daran
sollten wir uns ein Beispiel nehmen, gab es gestern eine vierstündigen
Generalstreik.
Wir, die wir uns hier auf dem Bismarckplatz versammelt haben, sind
also in guter Gesellschaft. Deshalb grüßen wir an dieser
Stelle auch die "anderen" Vereinigten Staaten von Amerika,
und erklären uns mit der Friedensbewegung in den USA, in Großbritannien
und in Madrid, wo Frau Merkels Freund Aznar gestern Friedensdemonstranten
zusammenknüppeln liess solidarisch.
Ja, die Welt wird nach diesem Krieg anders als vorher sein. Nutzen
wir unsere Trauer und unseren Zorn, eine gerechte Welt ohne Krieg
und Terror zu bauen und rufen laut und überall vernehmbar:
NEIN zu diesem und jeden anderen Krieg !
Leela Sax
Leela Sax ist Schülerin an
der Internat. Gesamtschule Heidelberg und US-amerikanische Staatsbürgerin.
"Entschuldigt bitte alle Fehler, die darin vorkommen,
deutsch ist nicht meine Muttersprache und von daher klingen manche
Sätze manchmal komisch. Aber ich glaube es kommt eh auf den
Inhalt an. Ich will nur nochmal betonen, dass ich hiermit mene Meinung
vertrete, und nicht von irgendwelcher Organisation oder sonstwas
bin."
Schlechten Tag, sage ich. Und es freut mich nicht, euch zu sehen,
denn ich weiß, was das bedeutet. Es gibt noch Krieg.
You too mister soldier. I really, really didnt want to see
you again today.
Eigentlich fragte ich mich gestern, warum es überhaupt noch
Soldaten gibt in Deutschland, denn der Krieg ist ja ganz woanders.
Eine Antwort auf diese Frage wäre, dass sie ihre militärische
Stutzpunkte hier verteidigen müssten. Aber wovor? Uns? Wir
sind aber nicht diejenigen, die mit Kriegsausrüstung und Maschinengewehre
rumlaufen!!
Vor Terroristen? Aber "Terroristen" was auch immer man
darunter verstehen mag, greifen genau wegen diesem Krieg an!! Wenn
sie den Krieg beenden würden, bräuchten sie sich nicht
mehr schützen!!
Und wir? Warum sind wir hier, mag man sich fragen, denn der Krieg
ist ja ganz woanders, oder?
Ich sage nein. Ich gucke auf bewaffnete Soldaten und sage nein.
Ich sehe hier Flüchtlinge stehen, Menschen die vor diesen,
und zahlreichen anderen Kriegen geflohen sind und sage nein. Denn
Krieg, egal wo er geführt wird, betrifft auch mich. Und ich
weiß, warum ich hier bin. Weil es meine Zukunft ist, die jetzt
von einer Weltpolizist gestaltet werden wird und das will ich nicht.
Und dazu sage ich nein!! Ich bin hier, weil ich der ersten Generation
angehören will, die laut und deutlich und ohne zu zögern
und ohne Ausnahme sagt: Krieg ist keine Lösung!!!!
Und ich weiß, dass ich nicht allein bin. Denn seit Donnerstag
gehen jeden Tag SchülerInnen wie ich auf die Straße und
zeigen ihre Ablehnung gegenüber dieser Kriegsführung.
Aber ich will auch, dass meine Generation jeden Krieg ablehnt, und
nicht nur diesen.
Dass wir anfangen, mehr als nur die Schlagzeilen zu lesen und dass
wir sehen, dass dieser Krieg nur teil einer ungerechten Welt, ja,
teil einer ungerechten Weltordnung ist. Ich will meine Generation,
aber auch alle, die hier stehen, dazu auffordern, mehr als diesen
Krieg zu kritisieren, denn er entspringt einer Welt, in der wirtschaftliche
Interessen durchgesetzt werden.
In der Kinder wie wir auf Grund dieser wirtschaftlichen Interessen
in diesem Moment und weiterhin sterben werden es sei denn wir die
Augen aufmachen. Wir, die das Recht auf Meinungsfreiheit, auf Pressefreiheit,
auf Versammlungsfreiheit genießen. Wir müssen diese Freiheiten
wahrnehmen und ausnutzen im Anbetracht dessen, dass so viele auf
der Welt diese Freiheiten nicht genießen. Dass viele Menschen
dieser Freiheiten beraubt werden, durch Krieg, durch Unterdrückung.
Wir, und damit appelliere ich an alle, die für eine bessere
Zukunft Verantwortung tragen, wir müssen die Augen aufmachen.
Ich sage es noch mal:
Lest, aber lest auch zwischen den Zeilen.
Demonstriert, aber wisst auch genau wogegen.
Vertretet eure Meinung, aber bildet sie selber. Denn wir sind für
unsere Taten, und für die Zukunft verantwortlich, und wenn
wir was verändern wollen, werden wir es selber tun.
Ich hoffe, und bitte nehmt es nicht persönlich, dass wir euch
nie wieder sehen. Nicht hier, in dieser Straße, in dieser
Situation. Aber ich hoffe auch, dass wir uns immer dann sehen, wo
wir zusammen sagen:
NO WAR NO WAR NO WAR
Joachim Guilliard, Heidelberger Forum gegen Militarismus
und Krieg
Die USA und GB haben den Bombenkrieg wie von Rumsfeld angekündigt
eskaliert: "Schock und Entsetzen" wollen sie verbreiten
mit einem Bombardement, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.
Krieg kann man dies kaum nennen. Die Aggression gleicht vielmehr
den Überfällen von Kolonialarmeen, die mit Kanonen und
Schnellfeuergewehren Dörfer überfielen, denen nur Pfeile
und Spieße für die Verteidigung zur Verfügung standen.
Das muß nicht bedeuten, dass die Aggressoren einen leichten
Sieg erringen werden, sicher ist nur dass über den Angegriffenen
wieder einmal die Hölle ausgebrochen ist.
Ich habe mich lange genug mit dem Thema Irak, mit Krieg und Embargo
befasst, um mit großer Bestürzung die Folgen zu erahnen.
Hunderte bis Tausende Menschen Zivilisten und hilflose Soldaten
wurden 1991 täglich Opfer des Bombardements. Der Krieg
trifft eine durch Krieg und 12 jähriges Embargo stark geschwächte
Bevölkerung. Weit mehr als durch Bomben ist sie durch Hunger
bedroht, wenn nun die Organisation der zentralen Lebensmittelverteilung
unter den Bomben zusammenbricht und durch Epidemien, wenn die Trinkwasserversorgung
zerstört wird.
Empört bin ich in dieser Situation von der Haltung der Regierung,
die mit einem letzten Bedauern darüber, dass die USA
so Bundeskanzler Schröder die falsche Entscheidung getroffen
habe, zur nächsten Tagesordnung übergeht. Jetzt gehe es
darum, so auch Militärminister Struck, auf ein schnelles Ende
d.h. also einen US- amerikanischen Sieg zu hoffen
und dann gemeinsam das Land wieder aufzubauen.
Die materiellen Schäden können natürlich z.T.
und das sogar für die beteiligten westlichen Konzerne gewinnbringend
in ein paar Jahren behoben werden. Das zerstörte Leben
oder die Gesundheit Zehn-, wenn nicht Hunderttausender aber nicht.
Eine neue Generation von Kindern wird wieder nicht nur körperlich
geschwächt, sondern auf Dauer vom Krieg traumatisiert heranwachsen.
Und wir können auch davon ausgehen, dass die geplante Nachkriegsordnung
ein gewaltiger Rückschlag für die irakische Bevölkerung
sein wird. Demokratie wird durch die Bomben nicht entstehen, es
werden nur die Machthaber wechseln, die sich ebenfalls nur mit Gewalt,
mit Repression an der Macht halten werden. Der Reichtum aus dem
Öl wird aber nicht mehr, wie seit der Nationalisierung 1972
dem Land selbst zufließen, wo er trotz Diktatur
bis 1990 vielfältige soziale Errungenschaften, wie freie Bildung
und freie Gesundheitsversorgung hervorbrachte. Der Reichtum wird
wieder ganz im Zeichen der sog. "Globalisierung",
wie die in der Welt herrschende Raubtierordnung verniedlichend genannt
wird in die Taschen britischer und US-amerikanischer Konzerne
wandern.
Hier geht es nicht um eine falsche Entscheidung, hier geht es auch
um mehr, als um einen Völkerrechtsbruch. Es geht um ein Verbrechen,
es geht um das Verbrechen der Aggression, gemäß den Prinzipien
des Nürnberger Tribunals, das Größte aller Menschheitsverbrechen,
das sich, so wörtlich, von allen anderen Kriegsverbrechen allein
dadurch unterscheidet, dass es in sich das angesammelte Übel
aller anderen beinhaltet.
Könnte man also vom Kanzler und seinen Minister nicht klare
Worte der Verurteilung erwarten, die den Krieg als völkerrechtswidrige
Aggression verurteilen.
Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Russlands
bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Mittwoch sich noch einmal
deutlich gegen den drohenden Angriff ausgesprochen und Außenminister
Fischer hat bekräftigt, dass die UN-Charta keine Rechtsgrundlage
für einen gewaltsamen Regimewechsel von außen bietet.
Das ist aber zu wenig. Nötig wäre gewesen, eine Resolution
einzubringen, die die Aggression verurteilt und - trotz Veto der
Aggressoren deutlicht macht, dass dieser Völkerrechtsbruch
diesmal nicht, wie beim Afghanistankrieg von den anderen Mitglieder
des höchsten UN-Organs stillschweigend hingenommen wird. Nur
durch einen förmlichen Einspruch kann auch der Schaden für
Völkerrecht und UNO in Grenzen gehalten werden.
Schwerer wiegt aber die unmittelbare Unterstützung des Krieges
durch Deutschland. Eine Unterstützung, die man ganz offensichtlich
durch eine klare Verurteilung nicht in Frage stellen möchte.
Trotz ihrer verbalen und diplomatischen Ablehnung trägt daher
auch die Bundesregierung Verantwortung für diesen Krieg. Sie
haben Kriegsvorbereitungen von Deutschland aus geduldet und leisten
indirekt militärische Unterstützung durch Übernahme
von Aufgaben US-amerikanischer Einheiten, die an den Golf verlegt
wurden. Deutsche AWACS-Besatzungen und die ABC-Spürpanzer der
Bundeswehr sind nun unmittelbar am Krieg beteiligt. Gestern sind
B52-Bomber von England aus gestartet um ihre tödliche Fracht
über Bagdad abzuwerfen mit großer Wahrscheinlichkeit
nahmen sie ihren Weg durch den deutschen Nachthimmel.
Neben dem Protest gegen die US-Regierung, wird es daher in Deutschland
verstärkt darum gehen Druck auf die Bundesregierung auszuüben,
damit sie unverzüglich jede Kriegsunterstützung einstellt.Das
ist nicht nur politisch und moralisch geboten: Die deutsche Verfassung
lässt hier den politischen Verantwortlichen wenn sie
noch ein wenig ernst genommen wird überhaupt keinen
Handlungsspielraum. Durch die Sperrung des Luftraums kann auch jetzt
noch die Kriegmaschinerie entscheidend gestört werden. Mit
einer weiteren Duldung leistet die deutsche Regierung aktive Beihilfe
zum Krieg und ist mitverantwortlich für die zu befürchtende
hohe Zahl von Opfer unter der irakischen Bevölkerung.
Um den Preis der Komplizenschaft in einem verbrecherischen Krieg
hält die Regierung am militärischen Bündnis mit der
Supermacht fest. Ein Bündnis in dessen Rahmen Deutschland Krieg
gegen Jugoslawien führte. Ein Bündnis auf dessen Hilfe
Militär und Regierung beim Vorantreiben ihrer Pläne zur
militärischen Sicherung und Durchsetzung weltweiter deutscher
Interessen, wie sie u.a. in den Verteidigungspolitischen Richtlinien
skizziert wurden, nicht verzichten möchten. Auch diesen Bestrebungen
müssen wir eine klare Absage erteilen, wir wollen keine "Landesverteidigung
am Hindukusch". Es ist an der Zeit noch viel gründlicher
abzurüsten, die neu geschaffenen Interventionsstreitkräfte
wieder aufzulösen und sich aus den Militärbündnissen
zurückzuziehen. Auch die Militarisierung auf europäischer
Ebene ist zu stoppen, die Europäische Union darf keine Militärmacht
werden.
Wir begrüßen herzlich die Mitglieder von SPD und Grünen,
die heute wieder uns demonstrieren. Wir freuen uns auch dass die
Bundestags- und Landtagsabgeordneten aus den Reihen der Regierungsparteien
heute unter uns.
Die beiden Bundestagsabgeordneten Lothar Binding und Fritz Kuhn
hätten heute auch gerne gesprochen. Es ist aber seit langem,
und verstärkt noch seit dem Jugoslawienkrieg, guter Brauch
der Friedensbewegung keine Parteienvertreter, zumindest keine hochrangigen
Mandatsträger als Redner zuzulassen.
Und für Abgeordnete der Regierungsparteien gilt auch, dass
sie in Berlin viel mehr tun könnten als hier nämlich
über ihre Fraktionen und die von ihnen gestellte Regierung
dafür zu sorgen, dass von deutschem Boden kein Krieg mehr ausgeht.
Wir danken auch der OB Beate Weber für ihre deutlichen Worte
des Protestes gegen die Aggression. Wir fordern aber auch sie als
Verantwortliche für die Stadt Heidelberg auf, dafür Sorge
zu tragen, dass alle Tätigkeiten der US-amerikanischen Streitkräfte
im Heidelberger Stadtgebiet, die gegen deutsches und internationales
Recht verstoßen, endlich eingestellt werden und, falls nötig,
auch gerichtlich dagegen vorzugehen.
Wir werden diesem Anliegen durch weitere Demonstrationen und gewaltfreie
Blockaden vor den US-amerikanischen Einrichtungen Nachdruck verleihen.
Wir fordern von den USA und Großbritannien die sofortige Einstellung
der Kampfhandlungen und den Rückzug ihrer Streitkräfte
aus der Region.
Wir fordern von der Bundesregierung,
- den Krieg als völkerrechtswidrige Aggression klar
zu verurteilen.
- den kriegführenden Armeen die Nutzung des dt. Luftraums und
der militärischen Einrichtungen in Deutschland endlich zu untersagen.
- die direkten Kriegsunterstützungen, wie Bundeswehr-Wachdienst
an US-Militärstandorten und medizinische Hilfe für die
Angreifer zu beenden.
- die Bundeswehrsoldaten aus den AWACS-Aufklärungsflugzeugen
über der Türkei und die ABC-Abwehreinheiten aus Kuwait
abzuziehen.
Pat Klinis (IG Metall Heidelberg)
Liebe Friedensfreunde, liebe Kolleginnen und Kollegen,
vor 2 Tagen hat der US-Präsident den Befehl zum Angriff auf
den Irak gegeben.
Es herrscht Krieg.
Seit Tagen wurde immer klarer - egal wie der Weltsicherheitsrat
entscheidet und ungeachtet der weltweiten Protest - Bush wird diesen
Krieg führen.
Wir alle, die wir hier stehen, sind empört und wütend
über die Ignoranz und den Kriegskurs der US-Regierung.
Wir stehen hier, um laut zu sagen: Lasst die Waffen ruhen!
Wir stehen hier, um laut zu sagen: Dieser Krieg ist Unrecht!
Dieser Krieg wird unermessliches Leiden über das irakische
Volk bringen. Es werden in diesem Krieg viele Menschen sterben -
Zivilisten, Frauen, Kinder, Unschuldige.
Dies ist ein schmutziger Krieg, wie alle Kriege, auch wenn die
US-Propaganda uns wieder Bilder liefert, die eher an ein Videospiel
erinnern als an das grausame Sterben in der Wüste.
Sicher: Saddam Hussein ist ein menschenverachtender Diktator. Aber
von ihm ging derzeit keine unmittelbare Gefahr für den Weltfrieden
aus.
Dieser Krieg wäre vermeidbar gewesen, wenn der amerikanische
Präsident es gewollt hätte.
Die UN-Inspektoren haben bisher erfolgreiche Arbeit geleistet.
Sie ihre Arbeit weiterführen zu lassen, ist nach wie vor die
Alternative zu diesem Krieg.
Dieser Krieg ist völkerrechtswidrig.
Er ist ein Angriffskrieg, um ein missliebiges Regime zu stürzen
und die Machtverhältnisse in der Region neu zu ordnen.
Und es ist auch ein Krieg um Öl.
Die UN-Charta wird mit Füßen getreten. An die Stelle
des Rechts tritt das Recht des Stärkeren.
Wir wollen keinen Krieg – weder um Öl, noch um Einfluss,
noch aus innenpolitischen Gründen in den USA.
Krieg ist nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Krieg bedeutet das Scheitern der Politik. Krieg ist keine Lösung!
Die USA tun sich damit keinen Gefallen. Noch nie in der Geschichte
waren sie weltweit derart isoliert.
Es ist kein Antiamerikanismus, wenn wir zur falschen Politik der
Regierung Bush NEIN sagen. Darin sind wir uns mit vielen Amerikanern
und den amerikanischen Gewerkschaften einig.
Es ist richtig, dass wir den Amerikanern die Befreiung vom Faschismus
verdanken.
Es ist aber falsch, daraus zu folgern, wir hätten zu allem,
was die derzeitige US-Regierung macht, Ja und Amen zu sagen.
Wir sind ein souveräner Staat und keine Vasallen!
Ich fordere die Bundesregierung auf, den USA jegliche Art
der Unterstützung bei diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg
zu versagen!
Es gibt keine Bündnisverpflichtungen, die wir einhalten müssten.
Es gibt aber die Verpflichtung unseres Grundgesetzes und des Völkerrechts,
sich an keinem Angriffskrieg zu beteiligen, ob direkt oder indirekt!
Wir alle sind stolz auf dieses Deutschland und auf dieses Europa,
dass in seiner übergroßen Mehrheit NEIN zu diesem Krieg
sagt.
Das ist nicht das alte Europa, sondern das ist das neue moderne
Europa, Herr Rumsfeld.
Wir sollten die Proteste noch verstärken, regional wie überregional.
Wir protestieren gegen diesen Krieg,
... weil er neues unermessliches Leid über die Zivilbevölkerung
bringt.
Wir protestieren gegen diesen Krieg,
... weil die Gefahr neuer terroristischer Anschläge damit steigt.
Wir protestieren gegen diesen Krieg,
... weil er unkalkulierbare politische und ökonomische Risiken
mit sich bringt, die zur Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens
führen können.
Wir protestieren gegen diesen Krieg,
... weil wir uns dagegen wehren, dass das Völkerrecht mit Füssen
getreten und das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen umgangen wird.
Wir verlangen von den Regierungen der USA und Großbritanniens:
Hört auf mit diesem Wahnsinn!
Lasst die Waffen ruhen!
Gebt dem Frieden wieder eine Chance!
|