STADTPOLITIK HEIDELBERG
Kommunalpolitisches Netzwerk
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Kommentare 2011/12


Straßenbahn-Trasse Friedrich-Ebert-Anlage

Die Wirkung einer Straßenbahntrasse beruht nicht nur auf der neu zu bauenden Strecke, sondern auf ihrer Bedeutung im gesamten Straßenbahnnetz. Direkte Anbindung ohne umzusteigen erhöht die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs. Die Altstadt ist der Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Verkehr, der dort beginnt oder endet. Erste Berechnungen weißen darauf hin, dass eine Altstadttrasse einen hohen Beitrag zur Leistungsfähigkeit eines zukünftigen, größeren Straßenbahnnetzes leisten kann. In Modellrechnung für den letzten Verkehrsentwicklungsplan 1994 führten Varianten, die auf einen Ausbau des Umweltverbundes setzten – insbesondere des Straßenbahnnetzes – zu einer Verringerung des Autoverkehrs um 15 bis 20 %. Wenn im Juli die endgültige Prognose für die Straßenbahntrasse Friedrich-Ebert-Anlage vorliegt und Varianten, die städtebauliche Situation und den Baumbestand dort besser berücksichtigt, kann zwischen den Vor- und Nachteilen dieser Trasse abgewogen werden.

Arnulf Weiler-Lorentz 8.5.2012


Rettet unsere Altstadtkinos !

Für vorerst 11 Monate sind die Harmonie-Lux Kinos in der Heidelberger Hauptstraße gesichert. Das ist der mutigen unternehmerischen Entscheidung von 6 MitarbeiterInnen dieser Kinos zu verdanken. Sie wollen nicht nur ihre Arbeitsplätze und die von 6 weiteren MitarbeiterInnen, sondern auch den traditionellen Kinostandort in der Heidelberger Hauptstraße retten.

Beiden Motiven – den unternehmerischen wie kulturellen – muss man uneingeschränkten Respekt, gar Bewunderung, vor allem aber rückhaltlose Unterstützung entgegenbringen. Deshalb gilt ab sofort die Aufforderung: Geht ins Kino, wenn ihr den Ausverkauf der Altstadt als kommerzielle Ramschmeile aktiv verhindern wollt. Man leistet darüber hinaus auch einen effektiven Beitrag zur Minderung des wirtschaftlichen Risikos der Mitarbeitergesellschaft.

Für die nächsten 11 Monate scheint der Betrieb der 6 Harmonie-Lux Kinos mit ca. 1.200 Plätzen gesichert zu sein. Für ein junges Mitarbeiterunternehmen eigentlich eine zu kurze Zeit, um eine echte Chance zum Überleben zu haben. 200.000 BesucherInnen pro Jahr wären notwendig, um eine schwarze Null zu schreiben, hört man aus informierten Kreisen. Dazu braucht die Mitarbeitergesellschaft zunächst mal ein gutes Marktangebot von Filmen, das genügend BesucherInnen anzieht. Die Auswahl der Filme übernimmt die Betreiberin der Gloria-Kamera Kinos. 2012 ist zudem ein Olympiajahr, was sich immer negativ auf die Besucherzahlen niederschlägt. Die vielen professionellen BegleiterInnen (Gewerkschaften, Juristen, städtische Wirtschaftsförderung usw.) der jungen Mitarbeitergesellschaft müssen gute Argumente und begründete Hoffnungen haben, die vielleicht auch nicht alle öffentlich bekannt sind, um trotz solch widriger Randbedingungen die MitarbeiterInnen zur Übernahme der Harmonie-Lux Kinos zu ermutigen. Aber: das bewegt sich im Reich des Spekulativen.

Real und praktisch braucht die Mitarbeitergesellschaft aktive öffentliche und politische Unterstützung, damit Harmonie und Lux auf Dauer gerettet werden und die MitarbeiterInnen ihre Arbeitsplätze sichern können.

Aktiver Kinobesuch ist also das eine, womit jeder seinen Beitrag leisten kann. Genauso wichtig ist es aber, den dauerhaften Erhalt aller Kinos in der Altstadt, also der Hauptstraße, schnell auf die politische Agenda zu setzen. Denn die Kinos verhindern ein weiteres Abdriften der Hauptstraße als Ramschmeile. Auch die Heidelberger Gastronomie müsste ein Interesse an einer Mindestqualität der Freizeit- und Kulturangebote der Altstadt in den Abendstunden haben. Die Wiedereröffnung des Theaters im September 2012 ist dazu ein kultureller Baustein. Ein erneuertes kleines Kinozentrum am Standort Harmonie-Lux wäre ein zweiter wichtiger, dauerhafter kultureller Baustein in direkter Nachbarschaft des Theaters. Wenn dann noch der unsägliche Theaterparkplatz als historischer Harmoniegarten wieder entstehen würde, hätte man in der Mitte der Hauptstraße ein attraktives, verträgliches Angebot für unterschiedliche Zielgruppen geschaffen.

Das würde der Hauptstraße gut tun. Besser, als wenn am Standort von Harmonie-Lux das von OB Würzner gewollte größere Oberbekleidungsgeschäft entstehen würde. Der Flächenbedarf für dieses überflüssige Investitionsprojekt (wofür die Stadtverwaltung in bald 4 Jahren interessanterweise bisher keinen Investor fand) könnte nur gedeckt werden, wenn auch noch ein Teil der Theaterstraße, neben Harmonie/Lux – wo früher mal ein Haus stand – einem bauwilligen Investor für billiges Geld, ähnlich wie in der Bahnhofstraße, zur Überbauung zur Verfügung gestellt werden würde.

All das gilt es aktiv zu verhindern. Eine öffentliche Diskussion über die Entwicklung des Quartiers Theaterstraße muss schnellstens auf die Agenda der politischen Diskussion. Denn es liegt die Vermutung nahe, dass die hektische Aktivität der Heidelberger Stadtverwaltung zur Gestaltung der 11-monatigen Übergangslösung auch dem Zweck dient, die gewonnene Zeit zur Suche nach einem Investor für einen Textiler zu intensivieren. Die Mitarbeitergesellschaft darf nicht zum Platzhalter dieser Strategie werden.

Deshalb: Vergesst nicht, ab dem 9.2.2012 möglichst häufig ins Kino zu gehen. Das ist der effektivste Beitrag zur Rettung des Kinostandorts. Und zwar auf Dauer !

Wolfgang Gallfuß und Regina Erbel-Zappe 5.2.2012


Ist Kino Kultur?

Ich bin der Meinung: Ja. Und dazu gehört unverzichtbar auch das Main-Stream-Kino. Nicht zuletzt deshalb muss die Schließung des LUX/Harmonie jetzt verhindert werden. Ob überhaupt und wo ein neues Multiplexkino gebaut werden soll, kann erst dann ohne Sachzwänge diskutiert werden. Bisherige Freiflächen in der Altstadt kommen für uns nicht in Frage. Am Theaterplatz jedenfalls muss der unsinnige Plan für ein Einkaufszentrum dort zurück gestellt, am besten ganz aufgegeben werden. Mit 80% hatten sich schon 2007 die Altstadt-Einzelhändler eindeutig gegen einen "Einzelhandelsmagneten" an dieser Stelle ausgesprochen.

Hilde Stolz 19.9.ö2011


Bürgerbeteiligung in Heidelberg: Keine Analyse – kein Konzept

Zur Halbzeit hat der Arbeitskreis Bürgerbeteiligung der Stadt noch nicht ansatzweise ein Gesamtkonzept entwickelt, das einen Konsens im Gremium erlaubt. Das hat seine guten Gründe:

- Der Arbeitskreis verzichtete auf eine Analyse des Bürgerprotestes in Heidelberg. Die fast zwei Dutzend Bürgerinitiativen, die in den letzten Jahren entstanden sind, hätten ausreichend Hinweise gegeben, bei welchen Fragen und in welchen Interessenkonstellationen Bürgerprotest entsteht und wie er sich entwickelt.

- Die grundsätzlichen Schwierigkeiten und Paradoxe von Bürgerbeteiligung und Bürgerprotest fanden nicht ausreichend Beachtung: Bürger nehmen sie betreffende Entwicklungen häufig erst sehr spät wahr. Es bedarf einer hohen Konkretheit, Anschaulichkeit und Bildhaftigkeit der Planung, damit dies geschieht. Andererseits hängt die Intensität der Beteiligung oft davon ab, welche Heftigkeit ein Konflikt annimmt. In der Regel besteht ein großes Ungleichgewicht in bezug auf die Einflussmöglichkeiten zwischen den – meist wirtschaftlichen – Interessenten und den Betroffen bei einer Planung, das auch durch eine „Einbeziehung“ der Bürger nicht aufgehoben werden kann.

- Der Arbeitskreises geht mehrheitlich davon aus, dass Konflikte vermieden werden können, wenn Bürger frühzeitig an der Planung der städtischen Organe beteiligt werden, davon dass Oberbürgermeister und Gemeinderat auf die Vorstellungen der Bürger eingehen, auch wenn sie handfeste Interessen ihrer Wähler oder Unterstützer zu vertreten haben.

- Er geht auch davon aus, dass bei Konflikten regelmäßig ein Konsens erreicht werden kann, unabhängig davon welche Interessengegensätze und -konstellationen zugrunde liegen.

Gerade das Letztere scheint jetzt nicht einmal im Arbeitskreis selbst zu erreichen zu sein.

Arnulf Weiler-Lorentz 19.7.2011


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