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Initiative "Unser Strom ist grün" blickt auf erfolgreiche Kampagne zurück: 1335 Haushalte beziehen Ökostrom

"Bahnstadt" wird auf die Schienen gebracht

Mahnmal für die Opfer faschistischer Justiz in Heidelberg eingeweiht

Demonstration von Neo-Nazis verhindert

Presseerklärung vom 1.10.2001 zu den Beschlüssen des Gemeinderates zum Verkehrsentwicklungsplan

Front gegen eine Neckarquerung bleibt erhalten (RNZ vom 27.9.01)

Wahnsinnige Kunst -- Die anhaltende Kritik an der Ausstellung der "Prinzhorn-Sammlung"

Königstuhltunnel verkehrtechnisch die bessere Lösung - Mehr Entlastung für Altstadt und Innenstadt

Tempo 30 Zonen abschaffen?

Trotz Abriss der Vergangenheit verpflichtet!

CDU mobbt erfolgreichen Umweltdezernentenaus dem Amt - unter tatkräftiger Mithilfe der SPD




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STELLUNGNAHMEN 2001


Initiative"Unser Strom ist grün" blickt auf erfolgreiche Kampagne zurück: 1335 Haushalte beziehen Ökostrom

"Wir habe unser Ziel deutlich übertroffen", so Elke Blumenthal für die Initiative "Unser Strom ist grün". 1000 Umsteiger auf Ökostrom in der Region hatten die Aktivisten im ersten Jahr erwartet. 1335 sind es geworden. Dabei führen die lokalen Stadtwerke (SWH,MVV) mit ihren Ökostromangeboten, gefolgt von den Elektrizitätswerken Schönau, den "Stromrebellen aus dem Schwarzwald", Greenpeace Energy, Naturstrom AG und HEAG NaturPur. Die Kampagne rechnet sich einen guten Teil der Umsteiger zu. "Dadurch, dass eine breite Unterstützung für die Kampagne gibt, die von Umwelt- und Naturschutzverbänden bis zu politischen Parteien reicht, ist ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit für unsere Empfehlungen gegeben", meint Stephan Pucher (BUND). Die Liberalisierung ermöglicht es jedem Haushalt, selbst zu wählen, von welchem Anbieter er seinen Strom bezieht. Wer nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Herkunft des Stromes achten will, hat jetzt die Möglichkeit ökologisch hochwertigen Strom zu kaufen. Grüner Strom aus rein regenerativen Energiequellen (Wind, Biogas, Sonne, Wasserkraft) oder aus hocheffizienter Kraft-Wärme-Koppelung schont - im Gegensatz zu Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken - unsere Umwelt.

Mit dem Aufpreis gegenüber dem "Normal"strom wird der Bau von neuen Anlagen zur Erzeugung von Strom aus regenerativen Quellen gefördert. Ökostrom ist auch bezahlbar:

ein Singlehaushalt bezahlt rund 11.- DM mehr im Monat, eine vierköpfige Familie 30.- DM. "Mit einem solch geringen Betrag ist sonst kaum ein so großer Beitrag zum Umweltschutz zu leisten", so der Vertreter des BUND.

Nach erneuter sorgfältiger Analyse der Anbieter von Ökostrom hat sich die Initiative auf der Grundlage der Kriterien Glaubwürdigkeit, Herkunft aus der Umweltbewegung und Regionalität entschlossen bei ihrer Kampagne im nächsten Jahr die Angebote Fox energreen (Stadtwerke Heidelberg), NaturPur premium (HEAG NaturPur), Watt ihr spart (EW Schönau) und die Stromangebote der Naturstrom AG und von Greenpeace Energy zu empfehlen. Mit Informationsveranstaltungen und einer Werbekampagne will die Initiative im nächsten Jahr erneut wenigstens 1000 Kunden für grünen Strom gewinnen. Auch unter den eigenen Mitgliedern wollen die Träger der Kampagne ( Ökostadt Rhein-Neckar, BUND, Naturschutzbund, Heidelberger Agenda 21 Initiative, B90/Die Grünen, GAL, LD, ÖDP, Linke Liste/PDS und SPD) nochmals intensiv um Umsteiger werben.

blu 3.12.01

Zahlen an Umsteigern für die Postleitzahlgebiete 68/ 69:
350 MVV Mannheim
349 Stadtwerke Heidelberg
226 EWS
186 Greenpeace
144 Naturstrom
050 Elektrizitätswerke Elsenztal
030 HEAG NaturPur
1335 = Summe der Umsteiger


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"Bahnstadt" wird auf die Schienen gebracht: Die neue "Bahnstadt" nimmt Gestalt an. Der preisgekrönte Entwurf vom Darmstädter Büro Trojan und Trojan zeigt auf, in welchem groben städtebaulichen Rahmen das 114 Hektar große Gelände bebaut werden soll. Das neue Viertel wird so groß sein wie die Altstadt und ein Drittel von Bergheim. 6000 Menschen werden hier einmal leben, ebensoviele arbeiten. Denn die "Bahnstadt" soll ein Gemisch sein aus Wohn- und Geschäftshäusern. Der neue Stadtteil schiebt sich wie ein geschwungener Keil, den Klaus Trojan als "Spindel" umschreibt, zwischen die Bahngleise am Hauptbahnhof und die Felder im Heidelberger Süden. Dabei dehnt sich die Bahnstadt in einer Strecke aus, die länger ist als der Weg vom Karlstor zum Bismarckplatz. Das Gebiet reicht von der Speyerer Straße bis hin zum Fabrikgelände von Henkel-Teroson im Pfaffengrund.

Trojan wollte in seinem Konzept die vorgefundenen Strukturen des Geländes übernehmen: So gliedert sich die Straßenführung in seinem Entwurf in die geschwungene Form der "Spindel" ein.

In langgezogenen Segmenten gruppieren sich die drei- bis fünfgeschossigen Häuser in gut 80 Meter großen Quartieren um weite Innenhöfe. Erster Bürgermeister Raban von der Malsburg lobte hierbei, dass diese Anordnung der Häuser "die Struktur der benachbarten Weststadt aufgenommen und fortgesetzt" habe. Der Stadtteil soll dabei gut an Zug und Autobahn angeschlossen werden. Die Straßen im Innern sollen zwar laut Trojan "die Innenstadt entlasten", der Bahnstadt aber trotzdem "keinen Durchgangsverkehr bereiten". Trojan versteht das Viertel als "urbane Vorstadt", die "eng mit dem Neckar und der Innenstadt verzahnt" sein soll: Mit Straßenbahn- und Fußgängerbrücken will der Stadtplaner dafür sorgen, dass die Verbindung zum Hauptbahnhof und der Weststadt gewährleistet ist.

Das Preisgericht legte bei seiner Entscheidung mehrere Kriterien zugrunde: Neben städtebaulicher Qualität und Verkehrserschließung achteten die Juroren auf Freiräume und Grünflächen, ökologische Aspekte wie Versiegelung und eine stufenweise Realisierbarkeit. Baubürgermeister von der Malsburg betont, dass das Gebiet nicht auf einen Schlag bebaut werden soll. - the (s.auch RNZ 13.2.01)

i: Die Ausstellung der Modelle aus dem Wettbewerb wird eröffnet am Donnerstag, 15.11., um 18 Uhr 30 in den Güterhallen der Deutschen Bahn, Güteramtsstraße 2. Zu sehen sind die Arbeiten bis zum 9.12.


Legende: 1 Hauptbahnhof, 2. Heidelberger Druckmaschinen, 3. BG Chemie, 4. Czernybrücke, 5. Montpellierbrücke, 6. Speyerer Straße, 7. ehemals ABB, heute Büros der Druckmaschinen.


Mahnmal für die Opfer faschistischer Justiz in Heidelberg eingeweiht: In Rahmen der diesjährigen Feierstunde für die Opfer der faschistischen Justiz in Heidelberg auf dem Bergfriedhof wurde ein von der Stadt gestiftetes Mahnmal eingeweiht, das aus einer Stele und einer Tafel mit den Namen der Opfer besteht. Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm legte eine Dokumentation vor, die über das Leben und das Schicksal dieser Opfer des Nationalsozialismus Auskunft gibt, unter denen sich mehrere Mitglieder der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter befinden. Prof. Dr. Dieter Fehrentz (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und Michael Csaszkoczy (Anitfaschistische Initiative HD) wiesen darauf hin, daß es nicht nur darum gehe, der Opfer zu gedenken, sondern auch darum, ein Erstarken des Rechtsextremismus in Deutschland zu verhindern. Robert Bickard (Institut für Sozialgeschichte Straßburg) würdigte die französischen

Foto:ah

Widerstandskämpfer, die hier begraben liegen. Die Gedenkfeier wurde umrahmt mit Worten und Gesang von Einhardt Klucke, Bernd Köhler und Hans Reffert. - al 1.11


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Demonstration von Neo-Nazis verhindert: Antifaschistische Gruppen, VVN, Gewerkschafter, Jungsozialisten u.a. politische Organisationen verhinderten den Aufmarsch der Jungen Nationaldemkraten bereits am Hauptbahnhof.

Unverichteter Dinge wieder abzuziehen mußten, die Jungen Nationaldemkraten, die für heute (Samstag, den 27.10.2001) eine Demonstration mit dem Thema "Globalisierung stoppen ­ stoppt die Weltpolizei USA!" angemeldet hatten. Eine Verbotsverfügung von OB Weber war vom Verwaltungsgericht Karlsruhe aufgehoben worden. Gegen diesen Aufmarsch von Neo-Nazis in ihrer Stadt hatten zahlreiche politische Organisationen aufgerufen. Nach einem Auftaktkundgebung auf dem Universitätplatz zog eine von "turn left" und AIHD organisierte und den Crazy Cheerleaders begleitet Demonstration von durch die Hauptstraße zum Bauhaus.

Während die Parteien, von CDU bis PDS - weit entfernt vom Ort des Geschehens - eine Kundgebung auf dem Universitätsplatz abhielten, orientierte die Demonstration sich spontan zum Hauptbahnhof, um den Aufmarsch der Jungen Nationaldemkraten zu verhindern. Etwa 150 Neo-Nazis standen mehr als 2000 Demonstranten gegenüber. Demonstranten und massives Polizeiaufgebot legten für 1 1/2 Stunden den Verkehrsknoten Mittermaier Str./Kurfürstenanlage lahm. Die Jungen Nationaldemokraten beschlossen schließlich, wieder in den Zug zu steigen und abzureisen. Umsicht von Seiten der Veranstalter und der Polizei sorgten dafür, daß die Demonstration friedlich verlief. - al


Interessengemeinschaft Handschuhsheim

Presseerklärungvom 1.10.2001 zu den Beschlüssen des Gemeinderates zum Verkehrsentwicklungsplan

Die Interessengemeinschaft Handschuhsheim betrachtet es als Erfolg, dass die Hauptforderungen der von BUND, Bürger für Heidelberg, GAL, LD, ÖDP, SPD Ortsverein Handschuhsheim, NABU und VCD getragenen Veranstaltung vom 25.09.2001 "Kein Zubringer - Nord, Keine 5. Neckarbrücke, Straßenbahn ins Universitätsgebiet"
vom Gemeinderat beschlossen worden sind. Unser Dank gilt auch der Oberbürgermeisterin Frau Beate Weber, die den früheren Vorschlag der Verwaltung eines Autobahnzubringers über Tiergartenstraße, Allmendpfad und durch das Handschuhsheimer Feld zurückgezogen hatte. Unsere Forderungen nach Jobticket und Parkraumbewirtschaftung bleiben bestehen.

Äusserst besorgt sind wir über das Votum für einen Tunnel vorn Klinik? und Universitätsgebiet nach Wieblingen und die daraus resultierenden Folgen, wie sie aus dem "neuesten" Verkehrskonzept der Universitätsrektoren ? Parkhäuser für 5.000 Pkw entlang des Klausenpfads ? ersichtlich sind. Eine verkehrspolitische und städtebauliche Fehlplanung, wie im Gemeinderat vom Baubürgermeister Prof. Dr. von der Malsburg bereits dargelegt worden ist. Tatsächlich wird hier die alte und in ihrer Konzeption völlig überholte Planung eines nördlich ins Handschuhsheimer Feld verschobenen

ausgebauten Klausenpfads aus den 80er Jahren aus der Schublade geholt. Diese Planungen bedeuten:

    Eine schwere Beeinträchtigung der Gartenbaubetriebe durch weitere Anbauflächenverluste und Abgasbelastung der Gemüseerzeugung durch 22.000 Kfz. täglich.

    Lärmprobleme und Abgasbeiastungen für die Wohngebiete in Wieblingen und die Studentenwohnheime im Unigebiet.

    Erhöhten Siedlungsdruck auf das freie Handschuhsheimer Feld.

    Zusätzliche Verkehrslärm? und Abgasbelastungen in den engen Straßen der Ortskerne von Handschuhsheim und Neuenheim.

    Einen Eingriff von erheblicher ökologischer Zerschneidungswirkung auf einer Länge von 1-2 km und die nachhaltige Störung der Biotopvernetzung.

Diese Pläne passen irn wahrsten Wortsinn "nicht in die Landschaft" und sind Auswuchs des Denkens von Universitätsrektoren, die umweltzerstörenden Strassenbau zu ihrem "Herzensanliegen" erhoben haben. Die Interessengemeinschaft Handschuhsheim wird mit allen gebotenen rechtsstaatlichen Mitteln versuchen, das geplante Verkehrskonzept der Rektoren Prof. Dr. Siebke und Prof. Dr. Hommelhoff zu verhindern.

Der Vorstand der IGH Interessengemeinschaft Handschuhsheim e.V.Volker Ehrhard, Helgard Fischer, Alexander Heinzmann, Stefanie Schemmel, Wilhelm Seeger-Kelbe


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Front gegen eine Neckarquerung bleibt erhalten (RNZ vom 27.9.01)

Am Vorabend der Gemeinderatssitzung:
Gut besuchte Informationsveranstaltung zum Thema "Hände weg vom Handschuhsheimer Feld"

Kaz. "Egal, wie die Entscheidung ausfällt -das war nicht die letzte Veranstaltung dieser Art. . . ", sagte am Vorabend der gestrigen Gemeinderatssitzung Wilhelm Seeger-Kelbe im voll besetzten Saal der Friedenskirche. Unter dem Motto "Hände weg vom Handschuhsheimer Feld" hatten mehrere Interessengruppen zu einer Informationsveranstaltung über die Planungen auf dem Gelände und eine mögliche fünfte Neckarquerung eingeladen. Eigentlich hätte die Veranstaltung schon vor zwei Wochen stattfinden sollen, war aber wegen der Terroranschläge in den USA am selben Tag abgesagt worden. So konnte die Resolution des Abends die Entscheidungsträger im Gemeinderat nicht mehr über die Presse erreichen, sondern allenfalls "per Hauspost " im Rathaus.

In dem Schreiben fordern Interessengemeinschaft Handschuhsheim, Bürger für Heidelberg, SPD Handschuhsheim, GAL, LD, CDP, BUND und VCD "intelligente und umweltfreundliche Lösungen" für das Handschuhsheimer und Neuenheimer Feld. Der Bau einer fünften Neckarquerung sowie ein kleiner oder großer Autobdhnzubringer werden abgelehnt. Stattdessen schlägt man den Bau einer Straßenbahn im Neuenheimer Feld und Anbindung durch die HSB bis nach Schriesheim vor. Im weiteren ist von der Stärkung der Handschuhsheimer Gartenbaubetriebe sowie vom Schutz von Fauna und Flora beziehungsweise der Biotop-Vernetzung aber auch vom Feld als Naherholungsgebiet die Rede.

Eine Erfolgsmeldung hatte Wilhelm Seeger-Kelbe eingangs verkündet. Demnach hat ein persönliches Gespräch mit der Oberbürgermeisterin offenbar dazu geführt, dass ein "kleiner Zubringer" vorbei am Tiergarten über den Allmendpfad zur Querspange ge-danklich erst einmal wieder vom Tisch ist.
Als Vorsitzende der Gärtnervereinigung erinnerte Heike Sauer daran, dass das Handschuhsheimer Feld eines der ältesten Obst- und Gartenbaugebiete der Bundesrepublik sei. Es gebe rund zwanzig Haupt- und vierzig Nebenerwerbsbetriebe, von denen mindestens die Hälfte weitergeführt werde. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müsse ein Haupterwerbsbetrieb über mindestens zehn Hektar Freiland verfügen. Die Anbaufläche betrage derzeit noch dreihundert Hektar.

Monika Meißner vom BUND ging in ihrem Referat auf die ökologische Bedeutung freier Flächen ein - auch bezüglich des Klimas. Besondere Bedeutung hat ihrer Schilderung nach das Naturschutzgebiet "Altneckar", von dessen 45 Hektar sich gut die Hälfte auf Handschuhsheimer Gemarkung befinde. Das Gebiet - für das es bis hinunter zur Loire kein vergleichbares gebe - unterliege inzwischen einem erheblichen Rechtsschutz durch die EU. Dies bedeute unter anderem: Wer hier bauen wolle, müsse erst einmal einen Antrag vor dem Europäischen Gerichtshof stellen.
Mit einem am Computer simulierten" Millionenspiel" trat Albertus Bujard als Vertreter der " Bürger für Heidelberg " vor das Publikum. Danach wären alle großen Projekte wie Brücken-, Tunnel- und Straßenbau teurer als der Ausbau des Nahverkehrs und zudem weniger effektiv. Sein ganz pragmatischer Vorschlag zur Verkehrsentlastung im Neuenheimer Feld: Klinikküche und Mensa könnten Obst und Gemüse ja direkt von den Handschuhsheimer Gärtnereien beziehen.
Ringerschließung des Universitätsgeländes durch die Straßenbahn: Das war Thema von HSB-Mitarbeiter Boroffka. Allerdings musste er zugeben, dass manche Überlegungen dazu inzwischen zwei Jahrzehnte alt sind. Seiner Darstellung nach ist die Technik heute so weit fortgeschritten, dass Messungen in den Instituten - wie befürchtet - wohl nicht mehr durch rumpelnde Straßenbahnen beeinflusst würden.

Die Schwächen von Vorrangschaltungen führte ein Busfahrer dem Publikum drastisch vor Augen. Als Gast der Veranstaltung schien er den Vielen aus dem Herzen zu sprechen. Ob mit oder ohne fünfte Neckarquerung: Die Verkehrsbelastung durch Autos und Straßenbahn in der Dossenheimer Landstraße ist schon heute nahezu unerträglich:
Damit noch einmal zur Resolution des Abends: Bei schätzungsweise 150 Anwesenden stießen die schriftlich formulierten Aussagen nur auf drei Gegenstimmen und sieben Enthaltungen.


Wahnsinnige Kunst - Die anhaltende Kritik an der Ausstellung der "Prinzhorn-Sammlung" treibt die Universität Heidelberg zu erstaunlichen Leistungen in Sachen Vergangenheitsverdrängung
von Michael Czaskoczy, Mitglied der Antifaschistischen Initiative Heidelberg , September 2001

Manchmal kann einem eine Internet-Recherche eben doch zu originellen Erkenntnissen verhelfen. Wer die Worte "Hans Prinzhorn" und "Nietzsche" in eine Suchmaschine eingibt, wird auf den eigens eingerichteten Internetseiten der Universität Heidelberg ebenso fündig werden wie beim rechtsextremen "Thule-Seminar". Beiden Texten ist die Verehrung für einen Mann eigen, "dessen Denken Zeit seines Lebens um die von Nietzsche übernommene Frage nach dem Authentischen am Menschen kreiste" (Uni Heidelberg).

Es geht um einen Wissenschaftler, dessen Name längst vergessen wäre, würde er nicht in Verbindung gebracht mit einer Sammlung von Kunstwerken, die eine herausragende Bedeutung in der Geschichte der modernen Kunst spielen. Die Bilder und Plastiken stammen von Psychiatrieinsassinnen und Psychiatrieinsassen und wurden von dem Arzt und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn in den Jahren 1919-1921 im Auftrag der Heidelberger Universitätsklinik für eine psychopathologische Dokumentation "gesammelt".

Für die moderne Kunst spielen die Kunstwerke eine herausragende Rolle: Künstler wie Picasso, Paul Klee, Hans Arp, Salvador Dali und Max Ernst ließen sich von den Bildern der Sammlung inspirieren.

Hans Prinzhorn selbst wollte die Werke der Patientinnen und Patienten durchaus nicht als Kunst verstanden wissen. Obwohl er von den Bildern zweifellos fasziniert war, wählte er für seine Würdigung bewusst den Titel "Bildnerei der Geisteskranken". Damit befand er sich im Gegensatz zu seinen Vorläufern Paul Meunier ("L’art chez les fous", 1907) und Walter Morgenthaler (Ein Geisteskranker als Künstler", 1921), die den Bildern der "Wahnsinnigen" eine eigenständige Rolle innerhalb der Kunst zuweisen wollten.

Dementsprechend gering ist auch die Wertschätzung Prinzhorns gegenüber den Werken der Expressionisten, bei denen er eine starke Verwandtschaft zu der "Bildnerei der Geisteskranken" bescheinigte. Gleichzeitig aber verurteilte er die Versuche der modernen Kunst "jenes primäre Erleben, das vor allem Wissen steht" durch "einen Akt, der auf Erkenntnis und Entschluss beruht" ersetzen zu wollen. Was dabei herauskomme, seien "fast nur intellektuelle Ersatzkonstruktionen".

Unstrittig ist, dass eine Würdigung der Kunstwerke ebenso wie ihre öffentliche Präsentation lange überfällig waren. Dennoch sieht sich die Heidelberger Universität seit die dauerhafte Ausstellung der Sammlung in Angriff genommen wurde, immer wieder mit Protesten konfrontiert. Diese wurden zunächst getragen von der Initiative "Haus des Eigensinns", die die Bilder gern als integrativen Bestandteil eines Mahnmals für die Opfer der "Euthanasie"-Aktion der Nationalsozialisten gesehen hätte und vom Bundesverband der Psychiatrieerfahrenen (BPE). Mittlerweile sind aber auch die Antifaschistische Initiative Heidelberg, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und der Antifa-AK an der Uni Heidelberg auf den Plan getreten. Kritikpunkte gibt es eine ganze Reihe.

Da ist zum einen die schlichte Frage nach den Besitzrechten. Welchen Anspruch kann die Universität denn überhaupt auf die Bilder geltend machen? Ein Rechtsgutachten, auf das sich auch die Heidelberger Universität immer wieder beruft kommt zu dem Schluß: "Eigentümer sind die Erben der Künstler. Sie können ihre Bilder aber nicht herausverlangen, soweit sich die Universität Heidelberg auf die Verjährung der Ansprüche beruft." Mit anderen Worten: Die Kunstwerke sind eben nicht als bloßer "Anhang zur Krankenakte" zu betrachten, ebenso wenig wie als "Schenkungen an die Universität"

Prinzhorn selbst berichtet über das "Einsammeln" der Bilder Karl Bühlers, eines bis zu seiner Internierung geehrten und prämierten Kunstschlossers und Dozenten der Kunsthandwerkerschule in Straßburg: "Er betrachtete den Besucher mit seinen lebhaften Mausaugen misstrauisch und suchte die Besichtigung seiner Bilder auf ganz verschmitzte Weise zu hintertreiben, indem er fortwährend neue Anlässe fand, das Aufknüpfen der Schnüre von dem Zeitungsballen, der seine Schätze barg, hinauszuzögern".

Bühlers Bilder wurden 1938 in der Ausstellung "Entartete Kunst" einem höhnenden Publikum präsentiert. Karl Bühler wurde im Jahr 1940 in Grafeneck 76jährig in der Gaskammer ermordet.

Dennoch wissen die Beauftragten der Sammlung Prinzhorn: "Der größte Teil der Arbeiten wurde vermutlich - das lehrt die Erfahrung - von ihren Autoren nach Herstellung nicht mehr beachtet und wäre vernichtet worden, hätten sie nicht das Interesse der Ärzte gefunden." Auch wenn die Heidelberger Wissenschaftler nicht weiter präzisieren, wessen Erfahrung da wen etwas lehrt, schränken sie vorsichtshalber ein: "Dass in Einzelfällen Arbeiten fortgenommen wurden, ist natürlich richtig, doch war dies mit Sicherheit nicht die Regel".

Ein weiterer Streitpunkt ist die Person Prinzhorns selbst. Der wollte im Arzt das Idealbild des Führermenschen verwirklicht sehen, verfasste wüste antisemitische Artikel, in denen er die "arische Art" hochleben lässt, Hitler als den Vollender des deutschen Volkstums feiert und den Terror der Nazis als "unvermeidbare Härten" im Kampf gegen den "jüdischen Geist" rechtfertigt.

Dennoch kommen die Initiatoren der Sammlung zu dem rätselhaften Schluss, ein Faschist sei Prinzhorn keinesfalls gewesen, schon weil er im Januar 1933 starb und folglich nicht mehr die Erfolge der von ihm herbeigesehnten "Umwälzung" miterleben konnte: "Er hatte all seine Hoffnungen auf ein falsches "Echtes" gesetzt - der Tod ersparte ihm diese größte Enttäuschung." Man möchte lieber nicht wissen, welches Fazit die Universitätshistoriker über das Leben Ernst Röhms gezogen hätten....

Schließlich ist da die Frage nach dem Standort der Sammlung: Nach Prinzhorns Tod standen die psychiatrische und neurologische Klinik - und mit ihr der nun für die Ausstellung vorgesehene Hörsaal - unter der Leitung von Carl Schneider. Schneider war einer der Haupttäter und der "wissenschaftlichen Nutznießer" der "Euthanasieaktion T4". Seine Opfer schickte er zum Teil noch lebend mit exakten Sezierungsanweisungen in die Mordanstalten. Auch etliche der Künstler und Künstlerinnen der "Sammlung Prinzhorn" gehörten zu seinen Opfern. Ein Umstand, der den Bundesverband der Psychiatrieerfahrenen bewegt, von "Beutekunst im Hörsaal der Mörder" zu sprechen. Die "Sammlung Prinzhorn" reagiert mit trotziger Ignoranz. In einer von ihr gemeinsam mit dem Heidelberger Kulturamt herausgegebenen Chronik steht zu lesen: "1938: Klinikdirektor Carl Schneider übergibt der Wanderausstellung "Entartete Kunst" Zeichnungen der Sammlung. Er instrumentiert die Sammlung und ihre Schöpfer als pathologisches Beweismaterial gegen die Kunst der Moderne, greift aber den Bestand nicht weiter an." Den Vorwurf, diese Darstellung verharmlose die Rolle des Euthanasie-Massenmörders, kontert die Mitarbeiterin der "Sammlung Prinzhorn" Monika Jagsfeld mit der Bemerkung, schließlich sei man keine Ausstellung über Psychiatriegeschichte.

Was den Bildern gemein ist, ist, dass ihre Schöpferinnen und Schöpfer in der Psychiatrie eingesperrt waren. Viele von ihnen wurden Jahre später in der Euthanasie-Mordaktion der Nationalsozialisten umgebracht. Eine Ausstellung, die diesen Aspekt unterschlägt und die Kunstwerke weiterhin in den Gesamtzusammenhang "Krankheit" und "Klinik" einbettet, ohne den Sinn dieser Kategorien in Frage zu stellen, kann den Künstlerinnen und Künstlern nicht gerecht werden - wie viel ehrliche Bemühung da auch immer im Spiel sein mag.


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Königstuhltunnel verkehrtechnisch die bessere Lösung - Mehr Entlastung für Altstadt und Innenstadt als Neckarufertunnel
vom Verein Bürger für Heidelberg 24.5.2001

Am 23.5.2001 wurde dem Stadtentwicklungsausschuß die Bewertung des ptv-Büros aus Karlsruhe vorgestellt. ptv hatte (nach Antrag der SPD-Fraktion) im Auftrag der Stadt die verkehrlichen Auswirkungen u.a. der beiden Tunnel-Ideen untersucht. Ergebnis: Der von den Bürgern für Heidelberg und dem Verein Alt-Heidelberg vorgeschlagene Königsstuhltunnel schneidet verkehrlich am besten ab.

Zitate aus dem ptv-Papier:

Königstuhltunnel mit Südumfahrung und Sperrung Neckarufer: "Entlastung mehrerer kritischer Bereiche (Montpellierbrücke, Hebelstraße, Römerkreis, Adenauerplatz) - erleichtert den Ausbau des ÖPNV - Entlastungswirkung im Lkw-Verkehr und bei Nacht insbesondere für Bergheim, Weststadt und Innenstadt ausgeprägt - Die Kapazitätserhöhung für den MIV im Ost-West-Verkehr ist minimal (Königstuhltunnel ersetzt vorhandene Neckaruferstraße) - für die Neuenheimer Landstraße und die B 37 im Neckartal sind geringe Mehrbelastungen zu erwarten."

"Die Führung der Strecke folgt einer Ideallinie. Eine hohe verkehrliche Wirksamkeit und eine Entlastung der Innenstadt ist damit gegeben. - Erhebliche Probleme bestehen in der Anbindung der Strecke an das vorhandene Netz. Die bisherige Konstruktion des Anschlusses an die Römerstraße ist z.B. nur sehr eingeschränkt geeignet."

"Eine Trassenführung an Rande der geplanten Bahnstadt ist mit diesem städtebaulichen Projekt nicht oder nur sehr schwer vereinbar. Für die Wohnbebauung entlang der Trasse, insbesondere die alte Stadtgärtnerei entstehen erhebliche Beeinträchtigungen, z.B. Lärm."

Kommentar der Vereine: Da außer der Stadtgärtnerei noch kein Wohnen entlang der Trasse vorhanden ist, lässt sich architektonisch noch jede Art von Lärmschutz planen und bauen. Z.B. könnten Bauriegel mit dem Rücken zur Südumfahrung könnten ein guter Lärmschutz sein.

Außerdem hatten die Vereine vorgeschlagen, die Südumfahrung auf der Trasse des ehemaligen Bahndammes als tiefergelegte Strasse zu planen, die durch Grünbrücken eine Verbindung in die grüne Umgebung bietet. Eine tiefergelegte Straße hätte verschiedene Vorteile : Infrastruktur-Trasse, natürlich Lärmdämmung, keine Sichtbehinderung ins freie Feld, relativ geringe Baukosten. )

Dann untersucht ptv den Königstuhltunnel ohne Mittelstück:
( Kommentar der Vereine: d.h. ohne Südumfahrung der Bahnstadt zwischen Römer- und Eppelheimer Straße, von der Eppelheimer Straße zum Rittel ist dann ja wieder als eine Maßnahme des VEP ein Ausbau vorgesehen.)"Durch einen Verzicht auf das Mittelstück reduziert sich die verkehrliche Wirksamkeit. Die Belastung der Tunnelstrecke bleibt aber hoch. Die Netzkonzeption würde zu einer Überlastung im Bereich Eppelheimer Straße, Czernyring, Montpellierbrücke führen. Ein Verzicht auf das Mittelstück kann nicht empfohlen werden."

Der Gutachter macht noch einen eigenen Vorschlag: Königstuhltunnel, dann auf der Römerstr. zurück in Richtung Stadt, links auf der Lessingstraße in Richtung Bahnhof, von dort auf die Eppelheimer in Richtung Rittel. Als Gründe dafür nennt ptv: "Entkoppelung der Planungen des Königstuhltunnels von den Planungen für die Bahnstadt - Verbesserung des Anschlusses an die Römerstraße - Verbesserung des Anschlusses Rittel. - Hinsichtlich der Entlastungswirkung für die Innenstadt
und die Belastung des Tunnels ist der Planfall ebenso wirksam wie die Südumfahrung in der bisherigen Führung.

Das Votum für den Königstuhltunnel mit Südumfahrung ist doch deutlich ,auch wenn der Gutachter Rücksicht nimmt auf die Vorgaben der Stadt bezüglich der Bahnstadt. Jetzt wird es spannend, ob dem Gemeinderat diese verkehrlichen Argumente einleuchten.

Philine Bujard

(s.auch RNZ27./28.1.01)


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Tempo 30 Zonen abschaffen?
UPI - Umwelt- und Prognose-Institut

Nach einer Vorlage von Beate Weber/Amt für Öffentliche Ordnung vom 10.5.2001 für den Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss (23.5.01) und den GR (28.6.01) soll ein Teil der Tempo 30 Zonen in HD ersatzlos aufgehoben werden.Dies gilt für folgende Straßen:

Heidelberg-Ziegelhausen

*Kleingemünder Straße und Ziegelhäuser Brücke (der früher in die Tempo30Zone einbezogene Teil)
*Heidelberg-Neuenheim
*Neuenheimer Landstraße bis Brückenstraße (Alte Brücke-B3)
*Posseltstraße zwischen Uferstraße und Ernst-Walz-Brücke
*Im Neuenheimer Feld (außer Tiergartenstraße)

Heidelberg-Kirchheim

*Sandhauser Straße
*Heuauerweg
*Kirchheimer Weg
*Schwetzinger Straße vom Kirchheimer Weg kommend bis Alstater Straße.

Heidelberg-Altstadt

*Friedrich-Ebert-Anlage von Tunnelende bis Schießtorstraße, von Friedrich-Ebert-Platz West bis Sofienstraße

Heidelberg-Kirchheim
*Pleikartsförster Straße, falls die Herabstufung zur Gemeindestraße nicht gelingt

Von Ost nach West sähe das dann z.B. nördlich des Neckars so aus: Von Ziegelhausen Tempo 50 bis Ortseingang Neuenheim, ab da Tempo 30 bis Alte Brücke, dann wieder Tempo 50 bis Uferstraße. Ab da Tempo 30 bis Posseltstraße, ab da wieder Tempo 50.

Ähnliches gälte für die Ebert-Anlage von Ost nach West: im Klingenteichtal Tempo 30 , in der Ebert-Anlage bis Schießtorstraße Tempo 50, ab da bis Ebert-Platz Tempo 30 , ab da wieder Tempo 50.

Die Pläne der Verwaltung stehen u.a. im Widerspruch zu dem Beschluss der AG Fahrradplanung im Stadtplanungsamt, dass Tempo 30 nur dort und erst dann aufgehoben werden kann, wenn zuvor Radverkehrsanlagen für den Radverkehr eingerichtet wurden. In den meisten Straßen, wo eine Aufhebung von Tempo 30 vorgesehen ist, muß der Fahrradverkehr auf der Straße fahren. Eine Anhebung der Höchstgeschwindigkeit von 30 auf 50 km/h, d.h. um über 60%, würde zu einer deutlich höheren Gefährdung des Nicht-Motorisierten Verkehrs führen.

Die Vorlage der Verwaltung sieht außerdem vor, daß einige der bestehenden Tempo-30-Zonen auf Vorfahrtstraßen in Tempo 30-Streckengebote umgewandelt werden, z.B. die Ziegelhäuser Landstraße, die Uferstraße und die Friedrich-Ebertanlage zwischen Schießtorstraße und Friedr.-Ebert-Platz. Dies ist sinnvoll.

Es wäre notwendig, mit den am Anfang genannten Straßen, auf denen nach der bisherigen Planung Tempo 30 ersatzlos gestrichen werden soll, ebenso zu verfahren. Werden die Pläne so wie geplant realisiert, würden die Anwohner der betroffenen Straßen mit mehr Verkehrslärm belastet, die Emissionen durch häufigere Geschwindigkeitswechsel zunehmen, Fußgänger und Fahrradfahrer einem deutlich höheren Unfallrisiko ausgesetzt und der Fahrradverkehr weiter zurückgehen.

Dieter Teufel

Heidelberg, den 22.5.2001


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"TrotzAbriss der Vergangenheit verpflichtet!"
- RNZ v. 11. April 2001

2,6 Millionen DM mußte Wohnbau-Wagner aufwenden, nur um zu verhindern, daß das ehemalige Pfarrhaus Handschuhsheimer Landstraße 52 von Käufern erworben werden konnte, die zu seiner Erhaltung und Herrichtung bereit waren. Ob es eine kluge Entscheidung war, sein ererbtes Eigentum um jeden Preis an den Meistbietenden zu verkaufen, mag sich der Oberkirchenrat inzwischen selbst fragen. Die Folgen jedenfalls liegen jetzt in Form eines Schutthaufens, durchmischt mit zertrümmerten Naturstein-Fragmenten, Jugenstilheizkörpern und sonstigem "Jahrhunderwendeschrott" vor aller Augen. Der Bauträger und sein Architekt haben es sich wahrlich "nicht leicht gemacht". Naturstein-Säulen, -Gewände, -Konsolen und -Rosetten, und damit auch die Erinnerung an die Geschichte des Gemeindehauses, liegen zusammengeschlagen auf dem Schutthaufen.

Der Satz "Normalerweise erhalten wir alte Bausubstanz, wo es nur geht", kann angesichts dieses mit einem klaren Wortbruch einhergehenden Abrisses nur als Hohn empfunden werden. Insekten- und Pilzbefall, marode Wasserleitungen und defekte Balkone - durchaus übliche Mängel eines 125 Jahre alten Hauses - sollen jetzt dafür herhalten, diesen unglaublichen Akt des Vandalismus zu rechtfertigen. Als ob der Architekt Hans-Peter Stichs nicht wüßte, daß feuchte Keller saniert und Dachstühle instandgesetzt werden können, wird hier der Zerstörung eines grundsoliden, stilvollen Hauses aus dem Jahre 1876 das Wort geredet.

Schon 1996 anläßlich des in Kraft tretens der neuen Landesbauordnung entwarf der Leiter des Amtes für Baurecht- und Denkmalschutz, Herr Walter Bender, laut RNZ v. 08.01.1996 in einer Bauausschußsitzung "das reine Horrorszenario, was alles auf die Stadt und ihre Bewohner zukommen kann, wenn behördlich ungebremste Bauwut über ihre Mauern hereinbricht". Seine damaligen Befürchtungen sind leider inzwischen Realität geworden. So gilt auch, was er damals vorausschauend wie folgt formuliert hat:

"Entscheidend werde natürlich sein, wie die Stadt Heidelberg ihre bauordnungsrechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten durch örtliche Regelungen oder durch restriktive Handlungsvorgaben im Rahmen der Vorschrift der LBO in Zukunft wahrnehmen wird."

Der Handlungsbedarf der Stadt ist unübersehbar, d.h. eine Erhaltungs- und Gestaltungssatzung mit einem erweiterten Einzugsgebiet und abgestuften Zonen, wie sie seit 11.04.1997 als Entwurf der Architekten Burger/Borkowski vorliegt, sollte nach jahrelangen Verzögerungen jetzt endlich vom Gemeinderat beschlossen werden.

Abschließend zitieren wir aus der damaligen Begründung für die Aufstellung der Erhaltungssatzung: "Es wäre sinnvoll, auch die Handschuhsheimer Landstraße zwischen Blumenthalstraße und Kapellenweg und den Rosenbergweg unter Schutz zu stellen." Wie wahr !

Die für die Verschleppung der Satzung Verantwortlichen sollten sich fragen, wieviele solcher - nicht wieder gut zu machender - Eingriffe noch geschehen sollen, bevor sie sich zum Handeln entschließen.  

Für den Vorstand der IGH Interessengemeinschaft Handschuhsheim e.V.

Volker Erhard
Stefanie Schemmel
Wilhelm Seeger-Kelbe


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CDU mobbt erfolgreichen Umweltdezernenten aus dem Amt - unter tatkräftiger Mithilfe der SPD
Liberale Demokraten, Kommunalpolitischer Arbeitskreis:

Zur Farce wird die Wahl von Bürgermeistern im Heidelberg: Jetzt mobbt die CDU auch noch einen der erfolgreichsten Umweltdezernenten der Republik aus dem Amt, und zwar SPD-Fraktonsmitgliedern. Zuerst servierte sie den von ihr ehemals vorgeschlagenen 1. Bürgermeister und Baudezernenten, Prof. Joachim Schultis, ab, weil seine - großenteils auch wissenschaftlich begründeten Positionen - zur Stadtentwicklung mit denen der CDU-Fraktion teilweise in Konflikt gerieten. Dann verhindert sie durch eine entsprechende Informationspolitik erfolgreich, daß sich qualifizierte Kandidaten von auswärts bewerben, um den altgedienten Stadtrat Raban von der Malsburg leichter durchsetzen zu können. Als nächstes schlagen die Heidelberger und die CDU vor, das Umweltdezernat abzuschaffen, mit dem ungewöhnlichen Argument, der Umweltbürgermeister habe so gut gearbeitet, daß er sich selbst überflüssig gemacht habe.

Als dieser Antrag im Gemeinderat scheitert, erhebt die CDU Anspruch auf dieses Dezernat und kündigt an, sie werde einen anderen qualifiziert(er)en Kandidaten vorschlagen als den jetzigen Umweltbürgermeister. Offenbar war die Suche in CDU-Ministerien in den Ländern nicht erfolgreich. Denn dann griff sie mit dem Leiter des Umweltamtes auf die zweite Garnitur in Heidelberg zurück. Alles eine Machtfrage? Mitnichten: persönlicher Ergeiz und ein gerüttelt Maß an Illoyalität spielen ebenfalls eine Rolle. Dies betrifft nicht nur Dr. Eckhart Würzner, der bisher die Umweltpolitik des Umweltbürgermeisters Thomas Schaller voll mitgetragen hat, sondern auch einzelne Mitglieder der SPD-Fraktion, die offenbar schon die CDU-Unterstüzung für die (ihre?) Wahl bei der nächsten freiwerdenden Bürgermeisterstelle (Soziales und Kultur) sichern wollen. Die Qualifikation der Heidelberger Bürgermeister und eine sachgerechte und inhaltlich gute Stadtpolitik bleiben dabei auf der Strecke.

Heidelberg, den 4.1.2001